A mix between dokumentation and art

Äkäslompolo 2015

Auf dem Weg zur Hundeschlittentour fragt die Reiseleiterin im Bus, ob schon jemand auf dem Ylläs Skilaufen war.
Betretenes Schweigen herrscht.
Falsche Zielgruppe!
Niemand aus der Schweiz kommt auf die Idee, auf dem 718m hohen Hügel namens Ylläs eine Abfahrt zu machen.
Aber was ist es dann? Was treibt die Menschen im Winter nach Äkäslompolo in Finnisch Lappland?

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Der Winter über dem Polarzirkel ist nicht nur dunkel, sondern auch kalt.
-24°C sind kaum erwähnenswert und knappe 4h diffuses Tageslicht im Januar sind eigentlich auch kein Argument für tolle Ferien.
Die Weite, die Stille und das Licht sind für mich Argumente genug.
Aber es kommen in Äkäslompolo noch ein paar Dinge dazu, die speziell den Winter interessant machen.
Das volle Aktionpaket!
Nordic-Ski, Schneeschuh-Touren, Hundeschlitten, Eisschwimmen und Motorschlitten.
Und wenn es gut läuft, dann gibt es Nordlichter zu sehen.
Bei uns lief es, mit den Nordlichtern, nicht so gut, aber das störte überhaupt nicht.
Die vielen Freizeitaktivitäten im finnischen Winter, zeigen den Schweizern, dass wesentlich mehr als Bergabfahrten möglich sind.

Was mich betrifft, kann ich nur sagen: »Richtige Zielgruppe!«


Im Hintergrund ist der beschriebene Berg namens Ylläs.


Schneeschuh-Tour auf den Kuer (445m)




Auf dem Äkäslompolo See


Blick in den angrenzenden Wald beim Nordic-Ski


Auf dem Ylläs und mitten im Wind


Whiteout auf dem Ylläs


Die Kraft der 6 Hunde ist kaum in Worte zu fassen.


Mushen ist anstrengend, eine Pause willkommen


Es sieht nicht so aus, aber Motorschlitten sind extrem anstrengend.

Weniger…

Motorschlitten für Feinschmecker

»Hast du das gesehen? Hast du das gesehen?«
Ich hatte Glück, denn eine Schweizer Führerin war ausgefallen.
Die Führung der Motorschlitten-Kolonne übernahm ein Finne.
Ich erkannte meine Chance, rannte ihm hinterher und setzte mich auf den Motorschlitten hinter ihm.
Der Mann hatte nicht das geringste Verständnis für diese langsamen Touristen, die nicht mit den Motorschlitten umgehen können. Er startete die Tour, wie man halt in Finnland fährt. Schnell! Ich bin nicht zimperlich, aber der Mann war wirklich schnell.
»Hast du das gesehen?«
Nein, mein Freund, ich habe nur eine weisse Schneewolke gesehen und sprang lieber nicht hinterher.
»Ich war sicher 2m über dem Boden.«
»Ja, das habe ich noch gesehen, bevor du den Schnee aufgewirbelt hattest.«
»Wo sind die Anderen?«, fragt er mich.
»Ich schätze, eine Zigarettenlänge hinter uns«, sagte ich, breit grinsend.
»Eine Zigarette geht, dann muss ich sie suchen fahren.«

Der Mann war nach meinem Geschmack und ich wenigstens nicht langweilig für ihn.
Ich war ihm körperlich unterlegen, was ich in der dritten Kurve zu spüren bekam.
Meine 65 kg Körpergewicht, drücken eben wesentlich weniger auf die Kufen, als seine 95 kg. So hatte es mich fast aus der Kurve gedrückt, als ich ihm hinterherfuhr.
Schmeichelhafte Worte. Nein, als ich versuchte, ihm hinterherzufahren.
Ich bin ein guter Fahrer. Das heisst, ich weiss, wann meine fahrerischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind. Gute FahrerInnen wissen, wann sie verloren haben.

Die nächste Zigarettenpause.
»Jens, tut mir Leid, aber ich muss die anderen suchen.«
»Kein Problem, -20°C sind ja nicht wirklich kalt.«
Respektlos geschrieben, stünde an dieser Stelle »er wendete und fuhr los«.
Aber, was ich sah, war nicht nur wenden. Es war eine Symphonie aus Motorkraft, Beweglichkeit des Fahrers und diesem gewaltigen Gewicht des Fahrzeugs im Tiefschnee. Der Motorschlitten tauchte beim Wenden im Tiefschnee derart ab, dass die komplette Schnauze versunken war. Schräg liegend und halb versunken im Tiefschnee, verlagerte der Mann elegant und schnell, sein Körpergewicht auf eine Kufe. Das Fahrzeug tauche aus dem Schnee auf, wie ein Buckelwal aus dem Ozean. Den Hintern noch im Schnee, die Schnauze in der Luft, landete der Motorschlitten auf dem festen Grund des Weges. Mit einer Eleganz, die seines Gleichen sucht. Extrem beeindruckend!

In der anschliessenden Pause fragte mich jemand, wie schnell ich gefahren sei.
»Keine Ahnung, ich hatte keine Zeit, um auf den Tacho zu sehen.«

Nach der Pause wurde die Gruppe geteilt.
Schnelle und langsame FahrerInnen sollten verschiedene Schleifen fahren und sich auf dem Endstück treffen. Der Finne brauchte viel Überzeugungskraft, die Diskussion dauerte länger.
Der Plan ging nicht auf.
Wir zwei hatten eine weitere Zigarettenpause und kamen Sekunden nach dem langsam fahrenden Tross an der Wegkreuzung an. Und der Finne war sauer. Stinksauer! Er gab sich sichtlich Mühe, nicht völlig die Nerven zu verlieren. Ich muss heute noch darüber lachen.
Lieber Finne, ich werde die Fahrt niemals vergessen und entschuldige mich dafür, dass ich deinen Namen vergessen habe. Er war zu schwierig für mich.